Also, ich werde hier jetzt eine sehr kurze Kurz'geschichte' reinschreiben. Es ist nicht gerade eine Geschichte. Es ist eher ein Lebensausschnitt einer fiktiven Person. Das Mädchen heißt Selina, genannt Sel. Sie ist 17 & hat genau die gleichen Problem wie jedes andere 17 Jährige Mädchen auch. Sie ist wirklich nicht lang. Aber sie gefällt mir.
Achja. Ich habe dafür keine Überschrift, für sowas gibt es keine Überschrift. Für das Leben gibt es keine Überschrift.
Sie sitzt oft hier. Lässt die Beine baumeln. Unter ihr das Wasser, über ihr der Himmel. Nur bei Nacht. Nur, wenn sie alleine ist. Sie wirft einen Stein ins Wasser. Immer größer werden die Kreise. Das Platschen hatte die Stille durchschnitten, sie hatte sich selbst erschrocken.
Emma hatte sie sitzen gelassen. Heute im Café. "Um drei Uhr bin ich da. Versprochen, Sel." Kein Anruf. Keine Entschuldigung. Caro war vorbeigelaufen. Hatte sich zu ihr gesetzt. Das Gesicht in die Sonne gehalten und einen Cappuccino bestellt. Sie hatten wenig gesprochen. Als Caros Cappuccino kam hatte sie ihn hastig leer getrunken. Kaum war er leer hatte sie sich flüchtig verabschiedet und war verschwunden. Sie hatte sich wohl mehr von der Begegnung erwartet.
Sie legt den Kopf in den Nacken. Betrachtet die Sterne. Sie hätte etwas Wärmeres anziehen sollen. Für Ende April ist es nachts noch ziemlich kalt. Sie zieht fröstelt die Schultern hoch.
Ihre Mutter hatte ihr flüchtig einen Kuss aufs Haat gedrückt. Sie roch nach Rauch. "Seit wann rauchst du?" Ihre Mutter hatte nicht reagiert, hatte ihren Trenchcoat vom Haken genommen. "Warte nicht auf mich. Wird wahrscheinlich morgen früh, bis ich wiederkomme." Sie schlüpfte in ihre Riemchensandalen, erwartet keine Reaktion. "Seit wann rauchst du?" "Bis morgen früh, Maus." Die Tür fiel krachend ins Schloss. Ihre Mutter war nachts fast nie da. DJane. Eigentlich ein cooler Job für eine Mutter. Sie stand auf. Ihre Knie knackten. Sie suchte die Zigarretten. Wurde fündig und ging auf die Terrasse. Die Feuerzeugflamme erhellte ihre Handinnenfläche. Sie nahm einen tiefen Zug. Gar nicht so schlecht. Trat die Zigarrette trotzdem nach zwei weiteren Zügen aus.
Das Wasser unter ihr ist dunkel. Schwarz und still. Ihr rechter Schnürsenkel ist offen. Eine Haarsträhne fällt ihr ins Gesicht. Sie streicht sie nicht hinters Ohr. Lässt sie hängen. Lässt den Wind mit ihr spielen.
Thilo hatte sie heute angelächelt. Aber er hatte Amber auch angelächelt. Das hatte nicht zu bedeuten. In Chemie saßen sie jetzt neben einander. Teilten sich ein Buch. Sein Arm berührte manchmal Ihren. Von Nahem sah er noch besser aus, als er es sowieso schon tat. Er hatte jetzt ein Tattoo im Nacken. Einen Stern. Ringe verzierten seine Finger und ein breites Lederarmband umschloss sein Handgelenk. Er war schon 18, hatte ein Auto. War ein unwirklicher Traum. Unerreichbar.
Sie seufzt. Schüttelt den Kopf. Schwingt die Beine über das Geländer. Zurück auf den Bügersteig. Zieht die Kapuze tief ins Gesicht und verschwindet in der Nacht.
Mittwoch; 24.3.2010 - RKHH
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